A: Chinesische Dschunke

Chinesische Dschunke

Unmittelbar nach der Fertigstellung des Brigg-Modells  habe ich mit der Recherche eines Modells für meinen zweiten Sohn begonnen. Wegen seiner Affinität zu Asien haben wir uns für eine chinesische Dschunke ebenfalls im Maßstab 1:48 (77 cm lang, 61 cm hoch) entschieden.

Nach einiger Suche habe ich das Buch „Das Shaohsing Ch`uan“ von Wolfgang Asbach gefunden, das neben einer ausführlichen Beschreibung und Fotos auch 8 Planblätter enthält und somit einen vorbildgetreuen Modellnachbau ermöglicht.

In diesem Blog möchte ich rückwirkend und dann in der Zukunft  den Baufortschritt dokumentieren.


Ich habe mich entschlossen, das Modell mit vollem Längsschott und vollen Querschotten aus Birkensperrholz zu bauen, wobei das Längsschott – da Dschunken dieses Typs keinen Kiel besaßen – auf einem Hellingbrett eingespannt wurde. In dieses Längsschott habe ich die Schlitze für die Querschotten eingeschnitten und entsprechend dem Profil des Modellbodens in engen Abständen zahlreiche Löcher gebohrt um das spätere Trennen des Modellgerippes vom Längsschott zu erleichtern.

Nach dem Einsetzen der Querschotten und dem Versteifen durch zwei kräftige Stringer auf Deckshöhe und Füllklötzchen zwischen den Querschotten wurde das Gerippe zur Weiterarbeit von dem eingespannten Längsschott gelöst.

Nach dem Schmiegen der Querschotten wurde die nachfolgende Beplankung des Decks aus Lindenleisten, die des Rumpfes aus Birkenleisten hergestellt. Die Berghölzer bestehen aus starken Abachileisten. Die Plankenstöße wurden angelehnt an das chinesische Vorbild ausgeführt.

Anschließend wurden Deck und Rumpf geschliffen und zweimal mit eingefärbtem Acryl-Klarlack lackiert. Nach dem Aufsetzen der Reling wurde des leichteren Handlings wegen bereits jetzt die bei diesem Dschunkentyp übliche bunte Bemalung vorgenommen.

Auch das Heck wurde mit Heckbalken, Spindel für das heissbare Ruder sowie Abschlussleisten fertig gestellt und bemalt.

Bisherige Bauzeit: ca. 188 Stunden

DECK, MASTEN, RUDER

Nach der äußeren Bemalung und wurden die Deckbalken eingebaut

und anschließend das Deckhaus auf dem hinteren Deck aufgebaut. Die Querwände (vorne mit Schiebetür) bestehen aus dünnem Sperrholz mit einer Auflage von dünnen Birkenleisten.

Die Längswände und das Dach sind aus Birke. Im hinteren Teil des Deckhauses führt eine Leiter in das Mannschaftsquartier hinunter. Das fein geschliffene Deckhaus wurde natürlich auch lackiert.

Es folgten das Gerüst für das Sonnendach, die Luken mit Deckeln, diverse Klampen und die Ankerwinde. Alles natürlich wieder lackiert.

In der Zwischenzeit habe ich die Seitenschwerter und das Steuerruder angefertigt. Die Seitenschwerter wurden mit einer Kette mittschiffs festgemacht, das Steuerruder samt Heisstakel installiert. Die fertigen und lackierten Masten samt Mastköcher wurden gesetzt, die Mastknie und die erforderlichen Klampen angebracht.

 

 

 

 

 

 

 

Dieses war der Baustatus Ende April 2011.

Gesamtbauzeit: 285 Stunden

 

Während des Sommers werde ich nur gelegentlich Kleinteile herstellen und erst wieder im Herbst mit der Takelage weitermachen.

FAHNEN, ANKER, RAHEN, BLÖCKE

Mitte Oktober 2011 habe ich am Bau meines Modells weiter gearbeitet. Zuerst habe ich – nach einigen erfolglosen Versuchen – die beiden beweglichen Windfahnen (6 bzw. 8 cm) für die Masttops zu meiner Zufriedenheit hergestellt.

Dann habe ich die Rahen und Bäume der drei Dschunkensegel zusammen gebaut und mir dazu eine Vorrichtung gebastelt, um ein einheitliches Aussehen und einen gleichmäßigen Abstand der Jackstags zu gewährleisten. Für die Herstellung der mehrfach zusammen gelaschten 20 Segellatten der beiden Hauptsegel verwendete ich auch eine Vorrichtung.

Andere Kleinteile wie die Laterne (20 mm), die beiden Anker, mehrere Stakstangen usw. waren natürlich Einzelanfertigungen.

Für die 27 Einzelracks in drei Größen für die Segellatten kam ebenfalls eine Vorrichtung zur Anwendung, die eine gleiche Länge und gleiches Aussehen garantierte. Die 61 verschiedenen spezifisch chinesischen Blöcke (3 -16 mm) habe ich aus käuflichen Fertigprodukten entsprechend adaptiert bzw. sie selbst hergestellt.

Zwischendurch habe ich in mehreren Färbeversuchen die mir zusagende Farbe des Segeltuches ermittelt. Der nächste Schritt wird dann das Herstellen der Segel sein.

Bisheriger Bauzeit: 356 Stunden

SEGEL, TAUE
14.1.2012

Ich habe mir für die drei Segel Schablonen lt. Bauplan zugeschnitten und den Riss der Segel auf das eingefärbte Segeltuch übertragen. Dann habe ich mit der Nähmaschine durch parallele Doppelnähte die einzelnen Bahnen der Segel angedeutet, anschließend mit entsprechender Zugabe für die Säume die Segel ausgeschnitten und mit der Nähmaschine rundherum gesäumt. Die inneren Liektaue habe ich ebenfalls mit der Maschine im Zick-Zack-Stich angenäht.

Zunächst habe ich beim Hecksegel von Hand das obere und untere äußere Liektau jeweils im Abstand von ca. 7 mm am Segel fixiert und mit einem Tau durch die so gebildeten Ösen und das Jackstag das Segel an Baum und Rah angereiht. Die Einzelracks wurden angebracht und dann dieses Segel mit all seinen (einfacheren) Tauen und Blöcken gesetzt. Das Ergebnis war zufriedenstellend!

Ich habe also auf die bewährte Weise die beiden größeren Segel mit Außenlieks versehen und an Rah bzw. Baum angeschlagen.

Zwischendurch habe ich noch die Anker mit Ankertau bzw. Kette angebracht, da es später wenn die Segel gesetzt sind unpraktisch wäre.

Nächste Schritte: Die Segellatten und die Einzelracks an den Segeln anbringen, die Taue und Blöcke vorbereiten und erst das Vorsegel und dann das Hauptsegel setzen.

Bisherige Bauzeit: 400 Stunden

SEGEL SETZEN, MODELL FERTIGSTELLEN
12.2.2012

Das Modell ist fertig! Dank einer exakten Vorbereitung und guter Einteilung der einzelnen Arbeitsschritte ging das Zurichten der beiden anderen Segel mit Einzelracks und allen Blöcken und Tauen rasch vonstatten. Ich hatte trotz der ungewohnten Takelage keine nennenswerten Probleme und es ging zügig voran. Mit dem Ergebnis – dem fertigen Modell – bin ich soweit zufrieden.

(Weitere Fotos)

An diesem Modell habe ich in der Zeit von Oktober 2010 bis Feber 2012 an 216 Arbeitstagen insgesamt 445 Stunden gearbeitet. Das ist die reine Bauzeit, die Zeit für Überlegungen, Arbeitsplanung und Materialbeschaffung ist nicht mitgerechnet.

 

SAMPAN

Nach Fertigstellung des Modells der Dschunke habe ich mich entschlossen, einen Sampan (kleines Hafenboot) mit einer Figur (4 cm hoch) – alles im Maßstab des großen Modells – zu bauen, um das Größenverhältnis zwischen Dschunke und Mensch besser darzustellen. Eine Herausforderung für mich war auch, so klein zu bauen.

Der kleine Chinese ist so gut ich konnte mit Gewand, Zopf und Strohhut ausgestattet und rudert sein Boot zu dem großen Schiff. Dazu habe ich den Sampan auf einem Ständer aus transparentem Acrylglas montiert und ihn so auf die Wasserlinie der Dschunke angehoben.

Über mich

Self
HEINER LUH
Jahrgang 1941
Mail: heiner.luh(at)gmail.com

Mit 15 Jahren habe ich begonnen, Schiffsmodelle zu bauen. Mein Interesse galt und gilt vor allem histori- schen Segelschiffen. Von anfangs kleinen Modellen und Baukästen bin ich nach und nach zu größeren Modellen, denen gute Pläne zu Grunde liegen, übergegangen. Ein moderner Kriegsschiffnach- bau (Zerstörer) und ein selbstentworfenes RC-Modell waren ebenso wie einige Plastikmodelle nur Abstecher.

Insgesamt habe ich bisher - wenn ich mich richtig erinnere - ca. 15 Segelschiffsmodelle gebaut (Stand 2006).